16.11.78 01:03 Alter: 42 yrs

[Ausstellung] 16.11. bis 09.12.1978: Wolfgang Laib

Rubrik: Ausstellungen, Allgemeine News

 

Füllen eines Milchsteins, Galerie Konrad Fischer, Zürich 1982

ln dieser Ausstellung, seiner ersten in München und seiner ersten außerhalb von Galerien, zeigte Wolfgang Laib zwei Milchsteine und ein großes Feld aus Löwenzahn-Blütenstaub. Milchsteine aus rechteckig geschnittenem, weißem Marmor werden von Laib so ausgehöhlt, daß nach dem Einfüllen der Milch zusammen mit dem Marmorsteg am Rand eine absolut waagerechte Oberfläche entsteht. Das Feste und das Flüssige bilden eine Einheit. Darüber hinaus entstehen weitere Bedeutungsebenen, einmal durch die Milch selber als organischer Stoff, der Leben gibt, und dann durch den Prozeß des Einfüllens und der anschließenden Veränderung. Für die Arbeit mit dem Blütenstaub sammelt Wolfgang Laib wochenlang in freier Natur die unterschiedlichsten Pollen. Er hebt sie in einfachen Gläsern auf und kann sie immer wieder neu zu einem Feld aussieben. Das Element der Zeit (Sammeln, Bewahren) und der Blütenstaub als Naturstoff, der Leben und Wachstum verkörpert, ist aber auch spürbar, wenn die Arbeit nicht ausgebracht wird. So genügte es Laib bei einigen Ausstellungen, lediglich die Gläser mit dem Blütenstaub verschiedener Pflanzen zu zeigen. Aber wer den Blütenstaub einmal in der von Laib ausgesiebten Form gesehen hat, wird diesen ungeheuren Farbklang nie mehr vergessen.
Eine für Wolfgang Laib ungewöhnliche Vorzugsarbeit, er hat seitdem keine Auflagen mehr gemacht, ist damals entstanden: Blütenstaub von Kiefer, Haselnuß oder Moos, der zwischen zwei abgedichteten Glasplatten ausgebreitet ist. (1978 in einer Auflage von 20 Exemplaren, Formate zwischen 23 x 23cm und 25 x 25 cm variierend; 1982 eine weitere Edition nur mit Kiefer in einer Auflage von 25 Exemplaren für DM 400,-).
Der zweiteilige Katalog, mit einem Text von Hermann Kern war der erste Katalog des Künstlers.